Für die meisten Menschen wurden die ver­gang­enen Monate zu einer Zeit des erzwung­enen Rück­zugs ins Private. Für viele von ihnen be­deutete dieser Rückzug, allein zu sein, auch wenn sie es nicht sein wollten. „Einsamkeit“ nennt man diesen Zustand. Als Abwesen­heit von Freunden, Ver­trauten oder Ver­wandten wird sie als etwas Negatives be­griffen. Und als etwas Un­er­wünscht­es, ja als ein Leiden, durch­lief die Einsam­keit in den ver­gang­enen Jahr­zehnten eine große Karriere, bis hin zu ihrer Er­hebung zu einer neuen „Volkskrankheit“, wie sie in der Pan­demie kul­mi­nierte.

Zugleich gibt es eine andere Ge­schichte der Ein­sam­keit: als Vor­aus­setzung für Kon­zentration und Kon­templation. Ohne Ein­sam­keit gibt es keine Selbst­befindung, kein tiefes Nach­denken und keine sorg­fältige Lek­türe, um von vielen kreativen Tätig­keiten nicht an­zu­fangen. Zudem ist es zwar so, dass moderne Tech­niken der Kommuni­kation das Allein­sein er­leichtern. Aber ob daraus not­wendig mehr Ein­sam­keit ent­steht, ist alles andere als gewiss.

In drei Vortrags- und Gesprächs­runden, ver­an­stal­tet von der Stiftung Lucerna und über di­gi­tale Medien über­tragen, soll der Mehr­deutig­keit des Begriffs „Ein­sam­keit“ nach­gegangen werden, mit dem Ziel, mehr Klar­heit über ein gegen­wärtig weit­ver­breitetes Gefühl zu schaffen.